Am dritten Tag meiner Reise stand ein persönliches Highlight auf dem Plan: Ein Besuch bei der Schmalspurbahn nach Osoblaha, zu deutsch Hotzplotz. Daher wird die Bahn auch gerne als „Hotzenplotzerin“ bezeichnet. Sie ist die einzige Schmalspurbahn auf der die CD den Verkehr abwickelt, weshalb hier auch das CD Sommerticket gilt. Das wird sich aber ändern, wenn zum Fahrplanwechsel im Dezember der Betreiber der Strecke wechselt. An den eingesetzten Fahrzeugen wird sich allerdings nichts ändern.
Die Route des Tages verlief wie folgt:
Olomouc hl.n. ab: 09.10 Uhr R 845 (CD) SEV bis Moravsky Beroun
Moravsky Beroun an: 09.45 Uhr
Moravsky Beroun ab: 09.50 Uhr R 845 (CD)
Krnov an: 10.52 Uhr
Krnov ab: 11.05 Uhr Sp 1442 (CD)
Třemešná ve Slezsku an: 11.24 Uhr
Třemešná ve Slezsku ab: 11.27 Uhr Os 20603 (CD)
Osoblaha an: 12.16 Uhr
Osoblaha ab: 13.46 Uhr Os 20604 (CD)
Třemešná ve Slezsku an: 14.36 Uhr
Třemešná ve Slezsku ab: 15.26 Uhr Sp 1444 (CD)
Jesenik an: 16.36 Uhr
Jesenik ab: 17.01 Uhr Sp 1402 / R 902 (CD)
Olomouc an: 19.01 Uhr
Der Tag begann damit, daß ich am Bahnhof feststellte, daß bis Moravsky Beroun Schienenersatzverkehr besteht. Nachdem mir ein freundlicher CD-Mitarbeiter den Weg zum Abfahrtplatz der Busse erklärte, wartete ich dort auf mein Gefährt. SEV-Busse standen dort genug rum, aber es kamen erst noch drei Busse (!) und ein Kleintransporter für den Fahrradtransport an.
Die drei Busse fuhren dann auch wieder zurück nach Moravsky Beroun und waren für den Bedarf eigentlich überdimensioniert. Einer hätte auch gereicht. Dank Stau in Olomouc erreichten die Busse Moravsky Beroun leicht verspätet.
Mit ca. +7 ging es von dort aus weiter auf landschaftlich sehr reizvoller Strecke. Die von dieser Strecke abzweigenden Stichstrecken mussten leider dieses Mal unberücksichtigt bleiben, aber das wird nachgeholt. Der 843 002 brachte mich nach Krnov, wo ein Umstieg erfolgte.
Weiter ging es dann mit einer Regionova. 814 094 war eingeteilt, mich nach Třemešná ve Slezsku zu bringen.
Ich sollte den Triebwagen später nochmal sehen. Da die Regionova dank sehr vieler Radfahrer total überfüllt war, baute der Zug unterwegs einiges an Verspätung auf. Vielleicht wäre hier ein etwas größeres Fahrzeug durchaus angebraucht auf dieser Strecke?
Entsprechend musste ich in Třemešná ve Slezsku flitzen, doch natürlich wartete das Highlight des Tages, der Schmalspurzug nach Osoblaha, auf umsteigende Fahrgäste.
Ich war nicht der einzige, der diesen Umstieg machen wollte. Und da an der Endhaltestelle bis zur Rückfahrt eh 1,5 Stunden Zeit waren, war das mit der leichten Verspätung auch kein Problem.
Der einzelne Personenwagen war sehr gut gefüllt, was ich an einem regulären Montag so nicht erwartet hätte. Auch unterwegs stiegen einige Leute ein und aus. Der kleine Zug ist schon lustig anzuschauen. Die Lok selbst ist ungefähr so lang wie der von ihr gezogene Personenwagen. Der bekommt übrigens demnächst einen integrierten Fahrkartenautomaten, der dann nur Kartenzahlung akzeptiert.
Warum aber eigentlich „Hotzenplotzerin“? Nun, die Endstation Osoblaha hieß zu früheren Zeiten Hotzenplotz. Der alte Ortsname steht inzwischen auch wieder am Bahnhofsgebäude dran. Und wer dabei an den Räuber Hotzenplotz aus dem gleichnamigen Kinderbuch denkt, der liegt auch nicht ganz falsch.
Auch die Rückfahrt des Zuges war gut besetzt, zum Teil von den gleichen Leuten wie auf der Hinfahrt.
In Třemešná ve Slezsku angekommen, war bis zum nächsten Zug noch etwas Zeit. Da konnte man noch einige Fotos vom Betriebsgelände der Schmalspurbahn machen, soweit von öffentlichen Plätzen aus möglich.
Der nächste Zug sollte mich nach Jesenik bringen. Eingeteilt dafür war der bereits vom Vormittag bekannte 814 094.
Die Strecke nach Jesenik weißt durchaus einige Besonderheiten auf. So führt sie teilweise über polnisches Staatsgebiet. Das ist leicht zu spüren, denn dort ist der Streckenzustand durchaus ausbaufähig. Zudem stehen dort noch hölzerne Telegrafenmasten entlang der Strecke.
Um nach Jesenik zu gelangen, muß im polnischen Glucholazy Kopf gemacht werden. Der Bahnhof hat ansonsten praktisch keinen Personenverkehr mehr von polnischer Seite, lediglich an den Wochenenden gibt es ein vereinzeltes Zugpaar. Sieht man sich den doch recht großen Bahnhof an, fühlt man sich in die 20er/30er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückversetzt, denn optisch hat sich seitdem so gut wie nichts verändert. Eine Fahrt nach Glucholazy ist also immer auch eine Zeitreise.
Nach dem Kopfmachen in Glucholazy ging es dann nach Jesenik. Hier stand der letzte Umstieg an. Der Zug sollte mich dann direkt zurück nach Olomouc bringen. Somit war das dann eine Fahrt im Kreis sozusagen.
Ab Jesenik war eine Taucherbrille am Zug. Ich machte es mir im letzten Wagen, einem Abteilwagen, bequem.
Die Strecke von Jesenik nach Zabreh na Morave ist landschaftlich sehr schön. Sie führt durch hügeliges und bewaldetes Gebiet. Bei schönem Wetter am offenen Fenster stehen und die Landschaft genießen, was gibt es schöneres?
Unterwegs gab’s dann auch noch diverse Zugkreuzungen.
Die mitreisenden Einheimischen im Abteil störten sich übrigens nicht daran, daß da jemand die meiste Zeit am offenen Fenster stand.
In Zabreh na Morave wurden die Lok und der erste Wagen abgehängt. Dafür kamen eine Ellok samt dem Wagenpark ihres Zuges aus Sumperk planmäßig dran.
Damit ging es dann, mit wenigen Minuten Verspätung, zurück nach Olomouc. Letztlich war nicht nur die Fahrt mit der Hotzenplotzerin ein Highlight, sondern auch die anderen Fahrten boten ein Feuerwerk von Erlebnissen.